Nitecore UCN1 im Test
Zur Photokina im September 2016 in Köln hat der für Taschenlampen und Ladegeräte bekannte Hersteller Nitecore neues Kameraladegerät vorgestellt. Mit dieser Ladegerät-Serie lassen sich Kamera-Akkus an konventionellen USB-Anschlüssen laden. Nitecore betritt damit ein Marktsegment, auf dem es bisher keine nennenswerte Konkurrenz gibt. Produziert werden die Ladegeräte bisher für Canon (UCN1), Nikon (UNK1) und Leica (ULQ, ULSL, ULM9, ULM240).
Ich hatte die Möglichkeit, vor Verkaufsstart bereite ein Exemplar des Nitecore UCN1 zu erhalten, welcher für Canon-Kameras geeignet ist. Diesen habe ich ausführlich getestet und möchte euch hier die Ergebnisse vorstellen.
Erster Eindruck
Geliefert wird das Ladegerät Nitecore UCN1 in einer Kartonverpackung mit beidseitigem Sichtfenster. Die Verpackung ist für das Produkt ausreichend dimensioniert und macht einen robusten Eindruck. Enthalten sind neben dem Ladegerät die Bedienungsanleitung in englischer und chinesicher Sprache und eine Garantiekarte.
Das Ladegerät selbst besteht aus schwarzem PC/ABS-Kunststoff, der in Verbindung mit dem leichten Gewicht nicht edel, aber auch nicht minderwertig wirkt. Dieser Kunststoff selbst ist auch bei niedrigen Temparaturen relativ schlagzäh und damit gut für den Outdoor-Einsatz unter härteren Bedingungen geeignet. Die Verarbeitung lässt keine Mängel erkennen. Es sind weder ungewollte Spalte noch Spritzkanten vorhanden. Unter normalen Bedingungen lassen sich auch keine mechanischen Schwachstellen auffinden.
Aufbau des Ladegeräts
Das Ladegerät ist 5cm breit, 8,5cm hoch und 2,5cm tief. Damit ist es deutlich kleiner als die originalen Canon-Ladegeräte.
Auf der Vorderseite ist ein Display angebracht, welches vielfältige Informationen anzeigt. Darunter befindet sich der Akkuschacht für LP-E6-Akkus. Auf der Rückseite des UCN1 befindet sich der Ladeschacht für LP-E8-Akkus. Der Akku rastet in beiden Schächten so fest ein, dass er nicht von selbst herausfallen kann.
Seitlich ist ein fest angebrachtes USB-Kabel im Gehäuse versteckt. Zum Transport lässt sich dieses vollständig im Gehäuse versenken, sodass es nicht beschädigt werden kann. Das Kabel ist mit dickem Gummi ummantelt, welcher es gut vor Kabelbrüchen schützt. Auch die Befestigung am Ladegerät selbst wirkt robust. Ein Austausch des Kabels ist nicht vorgesehen, aber vermutlich auch nicht nötig.
Die Kabellänge ist in meinen Augen in Ordnung. Für eine schöne Positionierung ist es in den meisten Fällen zu kurz, aber ich habe auch keine Bedenken, das Ladegerät frei hängen zu lassen, wodurch es sich praktisch überall verwenden lässt.
Funktionstest
Das wichtigste an einem Ladegerät ist die Funktion. Um diese zu testen, habe ich zwei vergleichbare Akkus (angegebene Kapazitäten 1120mAh und 1140mAh) vollständig entladen, bis die Kamera sich selbstständig abgeschaltet hat.
Anschließend habe ich einen Akku mit dem Canon-Ladegerät, welches meiner Kamera beilag, geladen. Den zweiten Akku habe ich mit dem Nitecore UCN1 geladen. Bei beiden Ladevorgängen habe ich die Ladezeit gemessen.
Das Nitecore-Ladegerät hatte den Akku nach 01:10h zu 100% geladen, das Canon-Ladegerät nach 01:50h. Damit hat das Canon-Ladegerät 40 Minuten länger als das Nitecore UCN1 gebraucht. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Nitecore UCN1 mit einer Stormstärke von bis zu 1A arbeitet, welche auch relativ lange geliefert wird. Das Canon-Ladegerät besitzt eine maximale Ausgangsstromstärke von 0,72A und damit weniger als der Nitecore-Konkurrent. Inwiefern diese auch geliefert wird, konnte ich mit meinen Mitteln nicht prüfen, da es keine Anzeige besitzt.
Um zu testen, ob der Akku vom USB-Ladegerät auch wirklich vollständig geladen wurde, setzte ich ihn anschließend in das Original-Canon-Ladegerät ein. Dieses wechselte kurz darauf auf grün, womit der Akku tatsächlich voll war.
Durch den höheren Ladestrom mag der Verdacht aufkommen, dass hierdurch die Lebensdauer des Akkus verringert wird. Hierzu ist zu sagen, dass moderne Smartphone-Akkus oft mit bis zu 2A geladen werden, also mit der doppelten Stromstärke des Nitecore-Ladegeräts. Smartphone-Akkus basieren auf der selben Technologie, sodass hier kein Nachteil zu erwarten ist. Auch eine Erhitzung des Akkus konnte ich nicht feststellen. Lediglich das Ladegerät wurde etwas warm. Dies ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Spannungswandler zurückzuführen und vollkommen normal.
Zusatzfeatures vom Ladegerät
Neben dem Laden von leeren Akkus besitzt das Nitecore UCN1 einige weitere interessante Funktionen. Auf dem Display wird neben dem Ladezustand auch die voraussichtliche verbleibende Lebensdauer des eingesetzten Akkus angezeigt. Meine Akkus hatten alle drei Balken und damit noch einen sehr guten Zustand.
Der Hersteller Nitecore wirbt damit, dass das Ladegerät selbstständig versucht, tiefenentladene Akkus wiederherzustellen. Meist werden Akkus tiefenentladen, wenn sie im leeren Zustand längere Zeit gelagert werden. Normale Ladegeräte können diese Akkus dann nicht mehr laden. Inwiefern diese Funktion in der Praxis funktioniert, kann ich nicht beurteilen. Ich halte es aber durchaus für möglich. Dies könnte dann den Austausch der Akkus ersparen.
Verwendung in der Praxis
Zur Stromversorgung am Ladegerät verwende ich eine Powerbank wie diese. Die Powerbank selbst schließe ich an einem USB-Solarzelle an. Mit dieser Kombination werden die Kameraakkus auch dann konstant geladen, wenn sich Wolken vor die Sonne schieben oder die Leistung des Solarpanels aus einem anderen Grund nachlässt. Außerdem kann man so tagsüber die Powerbank laden und nachts von dieser das Kameraladegerät speißen. Damit ist von der Sonne unabhängig und kann trotzdem Solarenergie nutzen.
Preis und Verfügbarkeit
Die Ladegeräte sind für einen Preis von 19,99€ zzgl. Versandkosten unter anderem bei Amazon erhältlich. Damit sind sie günstiger, als die Original-Kameraladegeräte der Hersteller.
Wenn ihr vorhabt, eines dieser Ladegeräte zu kaufen, wäre es schön, wenn ihr dafür folgende Links nutzt. Für euch wird es dadurch nicht teurer, aber ich bekomme eine kleine Provision.
Fazit
Mich hat das Nitecore-Ladegerät UCN1 begeistert. Für Personen, die längere Zeit ohne Steckdose unterwegs sind, ist es meiner Meinung nach die optimale Lösung zum Laden der Kameraakkus. Mit der kleinen Bauform und Robustheit ist es optimal für den Outdoor-Bereich geeignet. Ich gehe davon aus, dass die genannten Kriterien auf die gesamte Modellreihe (UNK1 für Nikon; ULQ, ULSL, ULM9 und ULM240 für Leica) zutreffen, sodass auch diese bei entsprechendem Bedarf sehr empfehlenswert sind.
tr;dl
Nitecore hat eine Serie von USB-Ladegeräten für Kameraakkus vorgestellt. Ich konnte das Modell UCN1 für Canon-Kameras testen und bin davon begeistert. Es ist meiner Ansicht nach die optimale Lösung, um Kameraakkus ohne Steckdose zu laden und bietet sogar einige Funktionen, welche den herstellereigenen Ladegeräten meist fehlen.
Diskussion
Jean-Pierre
Servus Michael,
ich habe die Version für Nikon Akkus und verstehe auf dem Display nicht die Kapazitätsanzeige. Bei dir auf dem Bild zeigt das Gerät eine Kapzität von 1mAh bei vollem Akku. Bei mir ist das ähnlich, allerding müsste dort in deinem Fall irgendwas um 1120mAh stehen? Hast du da eine Antwort für? Gruß Jean-Pierre
Michael Wagner
Hallo Jean-Pierre,
Die Anzeige sagt aus, welche Kapazität im aktuellen Ladevorgang auf den Akku geladen wurde. Auf dem Foto ist das nur 1mAh, da der Akku bereits vor dem Einsetzen vollständig geladen war. Wenn du einen leeren Akku einsetzt, kannst du beobachten, wie die Anzeige immer weiter steigt, bis der Akku irgendwann bei ca. 1120mAh vollständig geladen ist (wenn er nicht vollständig leer war, entsprechend weniger).Ich vermute, bei dir ist das derselbe Fall.
Wenn du wissen willst, welche Kapazität tatsächlich auf deinen Akku geladen werden kann, musst du ihn vollständig entleeren und dann zu 100% laden.
Ich hoffe, ich konnte dir damit helfen!
Viele Grüße
Michael
Jean-Pierre
Servus Michael,
ich habs getestet und du hast recht. Ich bin sehr zufrieden mit dem Lader.
Schönes Wochenende
Gruß Jean-Pierre