Kamera-Slider
Bereits vor einiger Zeit entschloss ich mich, mir einen Slider für Zeitrafferaufnahmen zu bauen. Nach viel Planung und der Umsetzung bin ich mit dem Ergebnis doch ganz zufrieden. Allerdings wurde er deutlich komplizierter als ursprünglich geplant, sodass ich insgesamt über ein Jahr daran arbeitete.
Damit ihr euch bei ähnlichen Projekten etwas leichter tut, fasse ich hier die wichtigsten Schritte zusammen.
Material
Das meiste Material habe ich bei Conrad bestellt, einige Teile habe ich auch im lokalen Baumarkt gekauft oder sie waren schon vorhanden. Die Materialkosten belaufen sich auf circa 300€, wovon rund 100€ auf die Schiene entfallen.
Schiene
Die Schiene und der Schlitten stammen von Igus. Sie hat 1100mm Länge, der Schlitten 100mm. Somit ergibt sich eine Fahrstrecke von einem Meter.
Befestigung
Befestigt wird der Slider auf zwei Stativen. Sinnvollerweise sollten beide das selbe Schnellwechselsystem besitzen. Ich habe mich aufgrund eines schon vorhandenen Stativs für das Manfrotto 200PL-System entschieden. als zweites Stativ kommt ein Mantona Scout (ca. 60€) zum Einsatz. Leichter bzw. instabiler als dieses sollte es nicht sein, da in bestimmten Situationen auch diese schon kleine Probleme hat.
Die Kamera wird auf einem Kugelkopf, welcher ebenfalls von Matona stammt, befestigt. Auch dieser besitzt das Schnellwechselsystem von Manfrotto.
Antrieb und Stromversorgung
Angetrieben wird das ganze von einem Getriebemotor mit einer Untersetzung von 1:600. Dieser schafft es auch problemlos, auch schwerere Kameras senkrecht nach oben zu ziehen.
Als Stromversorgung dienten zuerst zwei 6V-NiMH-Akkus in Reihenschaltung. Diese liefern mit 700mAh genug Energie für mehrere Fahrten bei geringem Gewicht (dachte ich). Leider musste ich feststellen, dass bei niedrigen Temperaturen (< -15°c) der Akku nicht einmal mehr für eine Fahrt reicht. Daher verwende ich nun 10 AA-Eneloops in Reihe. Diese bringen es auf eine Kapazität von rund 1900MAh und sollen bei niedrigeren Temperaturen besser funktionieren. Leider konnte ich das bisher nicht testen.
Einkaufsliste
Hier noch eine Zusammenfassung aller Teile, die direkt für den Slider benötigt werden. Stative u.ä. sind nicht mit aufgeführt.
Außerdem werden noch folgende Teile benötigt:
- Diverser Schrumpfschlauch
- Kabelbinder
- Sekundenkleber
- Schraube 3/8 Zoll für die Befestigung vom Stativkopf
- Schneidöl zum Bohren und Gewindeschneiden (z.B. WD40)
- Einzellitze
Bitte achtet bei der Bestellung selbst nocheinmal auf die richtigen Maße, da sich die Produktspezifikationen ändern können. Ich kann für das Zusammenpassen der hier angegeben Produkte keine Garantie übernehmen.
Werkzeug
Neben dem Standardwerkzeug (Schraubendreher, Bohrer, Eisensäge, …) wird noch folgendes benötigt:
- Gewindebohrer M4
- Gewindebohrer 1/4 Zoll
- Metallbohrer 3,3mm (zum Vorbohren für M4-Gewinde)
- Metallbohrer 5,2mm (zum Vorbohren für 1/4 Zoll-Gewinde)
- Windeisen
- Lötkolben
- Heißluftfön (für den Schrumpfschlauch)
Bau
Zuerst habe ich die Stativgewinde (1/4 Zoll) in die Schiene gebohrt. Deren Abstand sollte weit genug vom Rand der Schiene entfernt liegen, sodass man am Rand auch noch Motor u.ä. befestigen kann. Zum Schneiden der Gewinde wird zuerst mit dem 5,2mm-Bohrer vorgebohrt und anschließend beginnend mit dem gröbsten Gewindeschneider (ein Ring) gefolgt vom mittleren (zwei Ringe) und abschließend dem feinen (kein Ring) das Gewinde geschnitten. Die Späne sollte dabei regelmäßig entfernt (Halbe Umdrehung vor – Viertel Umdrehung zurück) und ausreichend Schneidöl verwendet werden.
Anschließend befestigte ich den Stativkopf mittig auf dem Schlitten. Hierfür bohrte ich mittig in den Schlitten ein Loch und befestigte ihn mit der 3/8-Zoll-Schraube. Wer den Schlitten nur per Hand führen möchte, ist theoretisch an dieser Stelle schon fertig.
Danachschnitt ich mir von der Alu-Flachleiste zwei Stücke ab, an denen später der Motor und die Steuerung bzw. das Gegenstück befestigt werden. In diese bohrte ich auf jeweils einer Seite vier Löcher, an der die Platten an der Schiene befestigt werden. Die Platten werden nun auf die Rückseite der Schiene aufgelegt und die Mitten der Löcher markiert. An diesen acht Markierungen wird anschließend jeweils ein M4-Gewinde geschnitten (Vorbohren mit 3,3mm; Schneiden wie oben erklärt). Die Positionen der Schrauben (und damit Löcher) lassen sich auf dem Bild gut erkennen.
Als nächstes muss der Motor an einer der Platten angebracht werden. Hierfür müssen alle nötigen Löcher genau aufgezeichnet werden. Hilfreich sind bei derartigen Angelegenheiten immer die Dokumente, welche es bei Conrad mit bei den Produkten zum Download gibt. Diese werden nun gebohrt und der Motor darin mit den M3-Schrauben befestigt. Wer keinen Bohrer für das größte Loch hat, kann dieses auch kleiner bohren und mit einer Rundfeile vergrößern. Dabei sollte auch darauf geachtet werden, dass für die Steuerung noch genügend Platz bleibt.
Im nächsten Schritt wird der Motor verkabelt. Die Schaltung hierfür ist relativ einfach. Alle Lötstellen sollten mit Schrumpfschlauch geschützt werden. Dieser verhindert Kurzschlüsse und schützt auch die Lötstelle etwas vor mechanischer Belastung.
Die Elektronikkomponenten müssen nun befestigt werden. Hierbei ist Kreativität gefragt. Ich habe mir aus der Alu-Winkelschiene einen kleinen Winkel gesägt und hiermit senkrecht zum Motor eine weitere Platte befestift, in die ich Anschluss, Schalter und Potentiometer eingeschraubt habe. Auch hier waren Bohrer und Feile behilflich.
Anschließend wird in ein Zahnrad ein Loch mit dem Durchmesser der Antriebswelle des Motors gebohrt. Das Zahnrad wird anschließend auf den Motor aufgesteckt. Sollte es dabei in seine Einzelteile zerfallen, ist etwas Sekundenkleber hilfreich. Beim Bohren sollte auf einen festen Sitz des Zahnrads geachtet werden, damit das Loch gerade wird und der Bohrer sich nicht festfrisst.
Damit ist die Grundversion des Sliders fertiggestellt. Diese lässt sich bereits gut für Aufnahmen im Bereich wenigen Minuten verwenden. Da ich jedoch auch deutlich längere Kamerafahrten machen möchte, habe ich mir noch eine zusätzliche Steuerung gebaut, welche auch das Auslösen der Kamera übernimmt. Hierzu werde ich noch einen eigenen Artikel schreiben.
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